Michael Jagersbacher ist ein Buch-Consultant und Ghostwriter mit über 40 erfolgreich durchgeführten Buch-Projekten in den letzten 10 Jahren. Im Interview gehen wir auf die Frage ein, ob man einen Bestseller planen kann und wie das Fundament aussieht für solch einen Verkaufserfolg.
Herr Jagersbacher, welche grundlegenden Elemente muss ein Sachbuch enthalten, um die Chance zu haben, ein Bestseller zu werden? Gibt es bestimmte inhaltliche oder strukturelle Anforderungen?
Michael Jagersbacher: Die allererste Frage sollte sein, weshalb man überhaupt einen Sachbuch Bestseller landen möchte! Alles andere folgt aus dieser Antwort. Ist es die Sichtbarkeit der Autor:innen? Ist es die Reputation? Ist es das Ego? Ist es eine Zunahme an Buchungen? All das hat Auswirkungen auf die Ausrichtung des Werkes und wird in meinen Coachings und Consultings ausführlich behandelt.
Vor allem muss ein Sachbuch den Zeitgeist treffen. Darüber hinaus muss er die Expertise des Autors widerspiegeln. Alles andere hat wenig Sinn. Also ein Buch zu schreiben, nur um den Zeitgeist zu treffen, ist, zumindest im Sachbuchsektor, zu wenig. Schlussendlich wollen meine Kund:innen für ihre Expertise geschätzt und gebucht werden. Also zumindest drei Dinge müssen zusammenkommen:
- Die Expertise der Autor:innen
- Die Unterscheidbarkeit von anderen Werken auf dem Sektor
- Die Attraktivität der Problemlösungskompetenz, die das Buch mit dem Titel und dem Cover verspricht.
Der Rest ist Marketing und PR, was übrigens auch viele Schriftsteller:innen vergessen.
Wie wichtig ist es, eine präzise Zielgruppe zu definieren, wenn man einen Sachbuch Bestseller schreiben möchte, und wie beeinflusst dies den Schreibprozess?
Michael Jagersbacher: Das ist ein enorm wichtiger Punkt. Wenn ich nicht konkret die Problemlösungen der gewünschten Leserschaft treffe – und eigentlich muss ich dies schon mit Titel und Untertitel schaffen – dann wird das Buch, egal wie gut es auch geschrieben sein mag, nicht erfolgreich am Markt positioniert werden können. Dies wiederum wird sich negativ auf die Verkaufszahlen auswirken und das Projekt scheitert, bevor es richtig begonnen hat.
Der Schreibprozess wird durch die Problemstellung der Zielgruppe beeinflusst und von der Lösungskompetenz des Autors. Je besser die Expertise der Autor:innen bei der Lösung von Zielgruppenproblemen hilft, desto besser.
Welche Rolle spielen persönliche Geschichten oder Erfahrungen des Autors in einem erfolgreichen Sachbuch, und wie kann man diese geschickt einbinden, um die Leser zu fesseln?
Michael Jagersbacher: Wenn ich mit einem neuen Autor/einer neuen Autorin zu arbeiten beginne, höre ich mir an, wie die Person überhaupt auf dieses Gebiet oder in diese Branche gekommen ist. Das hilft mir einerseits dabei, schon erste Storytelling-Momente zu identifizieren und andererseits, die Motivation, die hinter dem Buch steckt, zu verstehen. Die meisten Sachbuch-Käufer:innen möchten kein trockenes Werk, sondern klug erzählte Mini-Stories, die zum Denken und zum Lernen anregen. Je besser die Autor:innen es schaffen, ihre Geschichte authentisch in Lerneinheiten einzuweben, desto leichter zu lesen ist das Werk, desto mehr kann man mitnehmen und desto mehr bleibt der Autor/die Autorin im Kopf der Leser:innen.
Ich predige immer wieder, die eigene Motivation hinter dem Buch oder hinter dem Thema sichtbar zu machen. Der individuelle Zugang unterscheidet von anderen Büchern aus dem Sektor und bietet die Möglichkeit, dass sich andere damit identifizieren oder sich gar selbst wiedererkennen können.
Wenn es um die Vermarktung eines Sachbuchs geht, welche Schritte würden Sie empfehlen, um das Buch zum Bestseller zu machen? Beginnt dies schon während des Schreibprozesses?
Michael Jagersbacher: Es beginnt vom ersten Moment an, an dem man sich mit dem Schreiben eines Werkes auseinandersetzt. Gewisse Marketing-Prozesse brauchen Zeit und Geld und das Timing ist ganz entscheidend. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig Aufmerksamkeit Marketing und PR von Autor:innen bekommen. Sie konzentrieren sich auf das Schreiben, auf die Inhalte, etc. und vernachlässigen alles drumrum. Es scheint die Hoffnung zu herrschen, dass der Verlag sich schon drum kümmern wird oder dass das Buch so gut ist, dass die Leserschaft es den Buchhandlungen aus den Händen reißen. Die Ernüchterung kommt dann meist nach wenigen Wochen.
Bestseller-Autor:innen sind in 95% der Fälle vor allem eins: Gute Verkäufer!
Ich muss sagen, dass ich mit meinem ersten Werk “Der Sympathie-Code”, erschienen im Wiener Goldegg Verlag, enormes Glück hatte. Obwohl ich 2015 keine Ahnung von PR und Marketing hatte, wurde es zum Bestseller. Eine PR-Aussendung des Verlags hat gereicht und ich bekam dutzende Anfragen für Auftritte, die mich bis in den Standard und den ORF brachten. Dies ist vielleicht in 1 von 1000 Fällen der Fall. Ich hielt es damals für selbstverständlich. Heute weiß ich, wie man Medien aktiv auf sich und sein Werk aufmerksam macht.
Können Sie uns einen Einblick geben, wie Sie als Ghostwriter den roten Faden für ein Sachbuch Bestseller entwickeln? Welche Techniken und Ansätze nutzen Sie, um sicherzustellen, dass das Thema klar strukturiert und für Leser ansprechend ist?
Michael Jagersbacher: Ich möchte nicht zu viel über meine Arbeit verraten. Wichtig ist, wenn man mit mir zusammenarbeiten möchte, dass ich den Autor:innen viel Raum gebe. Ich stelle zu Beginn der Arbeit sehr viele relativ offene Fragen, um zum Kern ihrer Aussagen vorzudringen. Manchmal provoziere ich auch, um eine gegenteilige Sicht in den Prozess zu bekommen. Als Ghostwriter und noch mehr in der Rolle als Buch-Consultant sehe ich mich als Sparringspartner auf Augenhöhe. Natürlich nicht fachlich, aber im Bereich der Buchstrategie und der Buchvermarktung. Nur über einen sich “reibenden” Dialog kommt man zu einem Werk, auf das man stolz sein kann und dass das Zeug hat, zu einem Sachbuch Bestseller zu werden.